Gesundheitsfördernde oder -riskante Verhaltensweisen werden im Kindes- und Jugendalter entscheidend geprägt. Möglichst früh sollte deshalb auf Bewegung und ein gesundes Ernährungsverhalten in Familien geachtet werden. Dabei sind die Gesundheitschancen von Kindern sozial ungleich verteilt. Kinder aus sozial benachteiligten Lebenslagen sind häufig weniger körperlich aktiv und/oder haben einen hohen passiven Medienkonsum (Andresen & Hurrelmann, 2007). Als Risikofaktoren für Übergewicht bei Kindern gelten zudem ein familiärer Hintergrund mit niedrigem sozialen Status, ein Migrationshintergrund, übergewichtige Mütter, Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft, zu kalorienreiche Ernährung sowie psychische Faktoren (Kurth & Schaffrath Rosario, 2007). Bei Jungen und Mädchen von drei bis zehn Jahren aus sozial benachteiligten Familien, insbesondere mit Migrationshintergrund, sind vergleichsweise geringe sportliche Aktivitäten feststellbar (Lampert et al., 2007). Jungen sind zweimal weniger aktiv, Mädchen sogar dreimal weniger als Kinder aus sozial besser gestellten Vergleichsgruppen. Die Autorinnen und Autoren des KiGGS–Moduls zur Bewegung empfehlen im Anschluss an ihre Analyse eine zielgruppensensible Ausrichtung von bewegungsfördernden Programmen nach Migrationshintergrund, Sozialstatus und Wohnregion, die im alltäglichen Umfeld der Bewohnerinnen und Bewohner angeboten werden.
Der von Plattenbauten geprägte Stadtteil Marzahn ist von einem hohen Aussiedleranteil (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2007) und einer zunehmenden Verschlechterung der gesundheitlichen und sozialen Lage (Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, 2008) gekennzeichnet. Im Vergleich der Berliner Bezirke hat Marzahn-Hellersdorf den größten Anteil an Ein-Kind-Haushalten und den größten Anteil an allein Erziehenden. Marzahn-Hellersdorf ist vermutlich bald einer der ersten Bezirke, in denen die Mehrzahl der Kinder geschwisterlos aufwächst (Barthel et al., 2008). Angesichts fehlender Zukunftsperspektiven für einen relativ großen Teil der im Bezirk lebenden Kinder und Jugendlichen wird das Schrumpfen offener und bezahlbarer Freizeitangebote mit dem Aufenthalt in öffentlichen Räumen auf der Straße, auf Plätzen und Spielplätzen kompensiert und führt zu einer Anspannung der Atmosphäre und zu Konflikten.
Das Projekt „Unser Platz“ wirkt dem durch ein vielfältiges und partizipativ angelegtes Sport- und Bewegungsangebot wie zum Beispiel „MädchenStärken“ und „JungenFördern“ gezielt entgegen.
Die Gestaltung der 16.000 Quadratmeter großen Anlage ist mit Bürgerbeteiligung sowie finanzieller Unterstützung von „Aktion Mensch“ und der Wohnungsgesellschaft Fortuna entstanden. Sie verfügt über eine Halfpipe, Basketballplätze, einen kleinen Fußballplatz, Sitzmöglichkeiten, Tischtennisplatten, einen Spielplatz, ein Volleyballfeld, Boulebahnen, Rasenflächen, ein großes Schachfeld, drei Container für Büro, Aufenthalt und Materiallagerung und anderes mehr.
Träger des Projektes ist Dissens e.V., ein gemeinnütziger Verein und anerkannter Träger der Jugendhilfe mit Beratungs-, Bildungs- und Forschungs- sowie Jugendarbeitsprojekten. Vorrangiges Ziel des Vereins ist die Förderung der Geschlechterdemokratie. Seine Arbeit wird mit Mitteln des Jugendamtes, des Bundes, der EU und durch Spenden finanziert. Das Projekt „Unser Platz“ konnte darüber hinaus die ortsansässige Fortuna Wohnungsunternehmen e.G., die Aktion Mensch und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung als Förderer gewinnen.