Für die dauerhafte Etablierung des Schutzengel-Projektes in Flensburg war es besonders förderlich, dass von Beginn an eine Unterstützung durch das Jugendamt und das Sozialministerium in Schleswig Holstein gegeben war. Diese nahmen sich dem Thema „Frühe Hilfe“ verstärkt an und förderten verschiedene Projekte - so auch das Konzept zu Schutzengel, welches auf den Bedarf an Frühen Hilfen vor allem in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf ausgerichtet ist. Es hat sich bewährt, dass in einer Modellprojektphase (von 2001 bis 2003) verschiedene Bausteine erprobt und weiterentwickelt werden konnten, wie z.B. Familienhebammen, Familienhelfer, Elterntreffpunkt, und damit Lösungen gefunden wurden, die funktionieren. Der Erfolg von Schutzengel spiegelt sich in der breiten Unterstützung bzw. Befürwortung durch Familien, Verwaltung und Politik (z.B. dem Ausbau von Familienhebammen im Bundesschutzgesetz) wieder. Mittlerweile hat Schutzengel eine Finanzierung, die zur Hälfte von Kommune und Land getragen wird und die andere Hälfte über Spenden und ehrenamtliche Leistungen.
Besonders bewährt hat sich die niedrigschwellige Arbeitsweise des Schutzengel-Projektes. Die Familien können anonym den Kontakt zu Schutzengel aufnehmen und unkompliziert, z.B. im Rahmen eines Frühstücks mit anderen Müttern, einem Kinderarzt oder Familienhebammen ins Gespräch kommen. Es ist zu empfehlen, sich genügend Zeit zu nehmen, die Anliegen und Probleme der jeweiligen Familie zu erörtern, und dann gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen. Dies kann ggf. die Kontaktaufnahme zum Jugendamt sein oder die Umsetzung gemeinsamer Aktivitäten mit anderen Eltern(-teilen) wie z.B. Babymassage, ein Antistresskurs etc. Dass die Familien den Bedarf an Maßnahmen selbst benennen ist dabei besonders wichtig, denn ohne Eigenmotivation wird auch ein wohlwollendes Angebot nicht gut angenommen. Die Ideen und Wünsche der Eltern aufzugreifen und die Angebote flexibel darauf auszurichten trägt zum Erfolg von Schutzengel bei. Häufig erachtet die Zielgruppe z.B. Aktionen in der Natur als besonders sinnvoll, wie z.B. Spaziergänge oder sonstige Bewegungsangebote im Freien. Die Verbindung von Sozialraumarbeit mit Gesundheitsangeboten hat sich somit zu einem besonderen Schwerpunkt des Projektes entwickelt. Fernern trägt die Zusammenarbeit mit den Kommunen dazu bei, dass Bedarfslagen frühzeitig erfasst und zielgerichtet darauf reagiert werden kann, z.B. wenn der Anteil an Alleinerziehenden in einem bestimmten Bezirk ansteigt.
Eine Herausforderung stellt es hingegen dar, die Erfahrungen aus der erfolgreichen Praxis des Projektes und langfristige Wirkungen wissenschaftlich abzusichern. Dies hängt damit zusammen, dass die Angebote von Schutzengel bewusst offen gehalten sind, die Zielgruppe dadurch jedoch nicht konstant greifbar ist. Eine Wirkungsermittlung muss daher die Zielgruppe in ihrer Lebenswelt erreichen. Um zu ermitteln, welche Folgen durch die Frühen Hilfen vermieden worden sind, müssen die Ressourcen für die Dokumentation finanziell gesichert sein.
Eine große Schwierigkeit besteht für Schutzengel auch darin, für die Aufgaben der Gesundheitsförderung eine gesicherte Finanzierung außerhalb der Jugendhilfe zu erhalten. Obwohl die gesetzlichen Krankenkassen einen Auftrag zur Gesundheitsförderung im Sozialgesetzbuch verankert haben, passen die Strukturen des Gesundheitswesens nicht gut zu den bestehenden Praxisanforderungen. Mitarbeiter/-innen von Kliniken oder niedergelassene Ärztinnen bzw. Ärzte haben wenig Zeit und z.T. auch kein Bewusstsein dafür, die Familien längerfristig zu begleiten. Um einem möglichen ungedeckten Unterstützungsbedarf besser zu begegnen, bietet Schutzengel daher mittlerweile Familienhebammen-Stunden in Kliniken an.
Ganz wesentlich für das Gelingen eines Projektes wie Schutzengel Flensburg ist die Schaffung einer sicheren Finanzierungsbasis. Dies trägt letztlich auch dazu bei, dass die Angebote qualitativ gut umgesetzt werden können. Zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang eine Projektarbeit, die von Anfang an nachhaltig geplant ist. In der Konzeptionsphase sollte ausreichend Zeit investiert werden in die Formulierung von Zielen des Projektes, der Festlegung von Arbeitsweisen bzw. Methoden und Überlegungen für eine mögliche Fortführung der Arbeit. Auch die Qualitätssicherung ist nicht außer Acht zu lassen. Die Auswertung von Zwischenergebnissen, u.a. bezogen auf die Zufriedenheit der Nutzer/-innen mit dem Angebot, können wichtige Hinweise für nötige Veränderungen geben und unterstützen eine bedarfsgerechte Ausrichtung des Projektes.