Oldenburg hat 155.914 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Migrantenanteil in Oldenburg beträgt 14,3% (22.700 Einw.). (Stadt Oldenburg, 2008) Ausländerinnen und Ausländer machen einen Bevölkerungsanteil von 6,2% (9.610 Einw.) aus, wobei laut Definition des Landesbetriebs für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) als Ausländer und Ausländerinnen Menschen ohne deutschen Pass verstanden werden.
Oldenburg besteht aus 9 statistischen Bezirken (s. Anhang; Abb. 1). Der höchste Ausländeranteil ist in Blankenburg (Bezirk 8) zu finden, was auf die dort angesiedelte Zentrale Aufnahme- und Ausländerbehörde Oldenburg (ZAAB) des Landes Niedersachsen zurückzuführen ist. Überdurchschnittliche Zahlen lassen sich auch in Osternburg (Bezirk 4), Bloherfelde (Bezirk 5) und Kreyenbrück (Bezirk 9) feststellen. Sie liegen zwischen 6,6 und 7,5%. Ohmstede (Bezirk 7), der Ursprungsstadtteil des „MICK-Projektes“, liegt bei einem Ausländeranteil von 4,8%. (Stadt Oldenburg, 2008)
Weiterführende, auf empirischen Untersuchungen beruhende Studien über Mädchen und junge Frauen mit Migrationshintergrund und ihre Teilnahme an Sportangeboten liegen aus der Region kaum vor, was auch dem Mangel an allgemeinen Daten und Analysen zu dieser Zielgruppe zuzurechnen ist. Hingegen ergab eine Umfrage unter 5 bis 11-jährigen Mädchen und Jungen nichtdeutscher Herkunft nach ihrer Teilnahme an organisierten Sportangeboten des Deutschen Jugendinstituts (DJI, 2000), dass jeder dritte Junge, aber nur jedes siebte Mädchen sportlich engagiert ist. Im Alter von 10 bis 11 Jahren betreiben 52 % der Jungen und 21 % der Mädchen organisierten Sport. Ein Vergleich von Mädchen deutscher Herkunft und Mädchen mit Migrationshintergrund ergab, dass Mädchen mit Migrationshintergrund deutlich weniger „organisiert“ sportlich aktiv sind als die vergleichbare Gruppe deutscher Mädchen (58 % der 10- bis 13jährigen herkunftsdeutschen Mädchen) (DJI, 2000). Unabhängig davon würden 45% der Frauen und besonders Mädchen mit Migrationshintergrund laut einer Erhebung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sportliche Aktivitäten jedoch gerne öfter pflegen, mehr als jede andere Freizeitbeschäftigung und deutlich mehr als in passiven Formen der Freizeitgestaltung wie Fernsehen, Musik hören usw. (BMFSFJ, 2004).
Die geringere Verbreitung des Fußballspiels bei Frauen bzw. Mädchen ist eine weitere Herausforderung für das Projekt. Doch wie eine Expertise des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zu „Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund im organisierten Sport“ zeigt, ist zwar besonders der Anteil der muslimischen Mädchen und Frauen in Sportvereinen sehr gering, doch es besteht eine leicht ansteigende Tendenz unter anderem im Bereich Fußball. Hindernisse und Barrieren auf dem Weg zur Vereinsmitgliedschaft bilden noch Normen der muslimischen Mädchenerziehung, die enge Bindung an die Familien und Ethnien und finanzielle Einschränkungen. Der Hauptgrund wird jedoch im geringen Freizeitkontakt zur einheimischen Bevölkerung gesehen, der es erschwert, sich einem deutschen Sportverein anzuschließen. (DOSB / Kleindienst-Cachay, 2007)
Dabei hat das Fußballspielen von Mädchen und Frauen eine eigene, wenn auch kurze Historie. Verstärkt begannen Frauen in Deutschland ab den 1950er Jahren zunächst unter argwöhnischer Beobachtung von männlichen Verbandssportlern selbstorganisiert in „wilden Mannschaften“ mit dem Fußballspiel. 1955 bis 1970 war der Frauenfußball, „(...) als der Natur des Weibes im wesentlichen fremd (...)“ (Lenz, 2006), offiziell verboten. Die Frauen setzten sich aber in einem „wilden Spielbetrieb“ über dieses Verbot hinweg, sodass 1973 nach Aufhebung des Verbots erstmals eine Deutsche Meisterschaft ausgespielt werden konnte. Erst 1989 bekannte sich der Deutsche Fußball Bund (DFB) offen zur Förderung des Frauenfußballs. Im Jahr 2005 startete der DFB die erste Mädchenfußball-Kampagne, die Mädchen zur aktiven Teilnahme am Fußballsport bewegen sollte. Die öffentliche Wahrnehmung des Frauenfußballs in den Medien hat sich danach auch durch prominente Unterstützung, z.B. durch die Kanzlerin Angela Merkel, die in ihrer Neujahrsansprache 2006 den deutschen Frauenfußball als „Markenzeichen“ hervorhob, verändert. Im Jahr 2005 zählte der DFB 7.690 Frauenfußballmannschaften, darunter 4.100 Mädchenmannschaften, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von ca. 20% bedeutete. (Lenz, 2006)
Die bereits genannte Expertise des DOSB zeigt zudem, dass fast alle der 54 bereits existierenden Projekte in der Bundesrepublik zur Verbesserung der Integration von Migrantinnen im Sport in deutschen Sportvereinen angesiedelt sind. Migrantenorganisationen sind weniger federführend beteiligt, werden jedoch vermehrt als wichtige Kooperationspartner gesehen. Eine der wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema Mädchen und Fußball hat unterschiedliche positive Effekte von Fußball auf die Entwicklung von Mädchen benannt. Auf der persönlichen Ebene gibt Fußball den Mädchen das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, auf der interaktionalen Ebene ermöglicht Fußball einen Statusgewinn gegenüber gleichaltrigen Altersgenossinnen und Jungen. Auf der gesellschaftlichen Ebene erweisen sich Mädchen durch Fußball als „Könnerinnen“ in einer gesellschaftlich anerkannten (und bisher „männlichen“) Sportart. (Kugelmann/Pfister, 2004) Diese positiven Befunde sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass fußballspielende Migrantinnen in und außerhalb von multiethnischen Sportvereinen immer noch eine Ausnahme sind und es schwerer haben als ihre deutschen Mitspielerinnen. Der Wunsch Fußball zu spielen, auch gegen den Willen der Familie, wird noch zu wenig gewürdigt und das Integrations- und Emanzipationspotential des Fußballs werden kaum wahrgenommen. (Lehnert, 2006)
„MICK“ möchte dieses Potential nutzen und insbesondere die unterrepräsentierten Mädchen mit Migrationshintergrund in den Vereinssport Fußball integrieren und Mädchen zu mehr Selbstbewusstsein und zur Verfolgung eines eigenen Lebensentwurfs ermutigen. MICK ist ein kommunales Standortprojekt der Projektinitiative „Fußball ohne Abseits - Soziale Integration von Mädchen durch Fußball“, in der verschiedene, inhaltlich analoge Projekte u.a. wegen ihrer Förderstruktur auf Bundes-, Länder- oder kommunaler Ebene angelegt ist. Standorte des Bundesprojekts, gefördert u.a. vom Deutschen Fußball Bund (DFB) sind Rostock, Hamburg, Neuruppin, Hannover, Berlin, Duisburg, Leipzig, Diezenbach, Nürnberg und Saarbrücken. Niedersächsische Standorte sind in den Städten Osnabrück, Delmenhorst, Nienburg, Hildesheim, Salzgitter, Wolfsburg, Lüneburg, Stadthagen, Quakenbrück und Stade. Hier tritt der Niedersächsische Fußballverband als Kooperationspartner auf. Inhaltlich gleichen sich alle Projekte. Weitere Landesprojekte bestehen in NRW, Hessen, Saarland und Bremen. Hamburg und Schleswig-Holstein sind in Planung.