Das Kinderhaus ist eine Begegnungsstätte für Kinder und Eltern aus dem Saarbrücker Stadtteil Malstatt. Das Oberziel des Projektes ist es, den materiellen und immateriellen Auswirkungen von Kinderarmut entgegenzuwirken. Aus der übergeordneten Zielsetzung wurden für das Kinderhaus ein Zielsystem sowie ein Maßnahmenplan entwickelt. Um den umfassenden Ansatz zu erläutern, muss die Arbeit auf zwei Ebenen, der Klienten- und der Multiplikatorenebene, betrachtet werden, wobei sich die Klientenebene wiederum auf die pädagogische Arbeit mit Kindern und Eltern aufteilt.
Die Hauptaufgabe der Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter ist die direkte Arbeit mit Kindern und Eltern. Täglich kommen etwa 30 Kinder im Grundschulalter in das Kinderhaus, um andere Kinder zu treffen, sich Rat zu holen oder die Hausaufgabenhilfe in Anspruch zu nehmen. Die Vernetzungsstruktur aller Einrichtungen für Kinder und Jugendliche im Stadtteil vermittelt besonders auffällige Kinder in die je geeignete Einrichtung. Trotzdem bleibt das Kinderhaus eine offene Anlaufstelle für alle Kinder des Stadtteils. Die Kinder, die das Haus nutzen, stammen zum großen Teil (90 Prozent) aus Familien mit drei und mehr Kindern und leben zu 30 Prozent nicht mehr bei beiden leiblichen Eltern. In der Folge des erhöhten Armutsrisikos stehen 50 Prozent der Kinder im Sozialgeldbezug.
Die Hausaufgabenhilfe dient als Einstieg in die Einzelfallbetreuung und ist zugleich Türöffner in Bezug auf die Eltern. Da das Platzangebot sehr begrenzt ist (zwölf Kinder können teilnehmen) erfolgt die Vergabe der freien Plätze in einem erprobten Verfahren, bei dem über abgestufte Kontakte zu den Eltern und dem Kind ein sorgfältiger Entscheidungsprozess durchlaufen wird: Wird der Wunsch seitens des Kindes geäußert, an dem Angebot teilzunehmen, suchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderhauses den Kontakt zu den Eltern. Wird den Kindern die Teilnahme erlaubt, informiert das Team die Eltern regelmäßig über die Fortschritte ihres Kindes und bahnt einen engeren Kontakt an.
Den von Mittwoch bis Freitag angebotenen Mittagstisch nehmen durchschnittlich etwa 18 Kinder wahr. Das Essen wird grundsätzlich ohne Schweinefleisch zubereitet und zum Preis von einem Euro ausgegeben. Im Jahr 2007 wurde ein zusätzliches Angebot etabliert, bei dem zwei Mal monatlich ein Ernährungswissenschaftler mit den Kindern einen Kochnachmittag veranstaltete. Die einzelnen Schritte, vom Einkaufen über Zubereiten bis hin zum gemeinsamen Essen waren zentrale Elemente der Maßnahme. Leider konnte das Angebot aus Kostengründen nicht aufrechterhalten werden.
Die Eltern nutzen die Einrichtung, um Unterstützung in behördlichen, familiären, schulischen und persönlichen Angelegenheiten zu erhalten. Methodisch kommen hier informelle und strukturierte Beratungsgespräche zum Einsatz. Dabei achten die Mitarbeitenden darauf, nicht defizitorientiert, sondern positiv verstärkend vorzugehen. Gemeinsam mit den Eltern und ihren Kindern werden unterstützende Verabredungen getroffen, die dann beim nächsten Elterngespräch reflektiert und gegebenenfalls angepasst werden. Zudem finden regelmäßig Elternabende und vormittage zu Erziehungsthemen statt. Die lange und dadurch auch enge Anbindung der Eltern an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderhauses führt zu einer guten Beteiligung an den Elterntreffen. Der fehlende moralisierende Zeigefinger bei Kontaktaufnahme mit den Eltern fördert diese Entwicklung.
Im Mittelpunkt der klientenbezogenen Arbeit steht die Fähigkeit von Kindern und ihren Familien, mit schwierigen Lebensbedingungen umzugehen. Diese Kompetenzen, die auch Resilienzfaktoren genannt werden, sind bei Menschen mit schwierigem sozialem Hintergrund häufig nur gering ausgeprägt. Durch die Stärkung bestimmter Resilienzfaktoren wie zum Beispiel der Fähigkeit, den Übertritt in einen neuen Lebensabschnitt zu bewältigen (Transitionskompetenz), wird die Zielgruppe auf belastende Situationen vorbereitet und kann adäquat reagieren. Gesundheitsriskantes Verhalten, das häufig zum Ausgleich von Stresssituationen benutzt wird, lässt sich so vermeiden. Auch die direkten Auswirkungen von Stress auf Körper und Psyche werden abgemildert.
Die Maßnahmen auf der Multiplikatorenebene beziehen sich auf die Vernetzung der Einrichtungen im Stadtteil, der engen Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und die Kooperation mit dem Schwesterprojekt im Stadtteil Alt-Saarbrücken. Die Vernetzung im Stadtteil erfolgt über den Arbeitskreis Soziale Einrichtungen, an dem alle Institutionen im Stadtteil wie Kitas, Schulen und das Kinderhaus teilnehmen. Zudem wurde durch das Kinderhaus eine so genannte Präventionskette als übersichtliche Darstellung aller Institutionen im Unteren Malstatt erstellt. Gegliedert nach Altersbereich der Zielgruppe, Öffnungszeiten, Angeboten können den Kindern und Eltern passgenaue Hilfen vermittelt werden. Im Jahr 2007 wurde auch die Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe aufgenommen. Nach mehreren Kooperationstreffen zur Strukturierung der Zusammenarbeit kam es im Jahr 2007 zur Besprechung von drei Präventionsfällen. Die Kooperation mit dem Schwesterprojekt wird über die gemeinsame Arbeit mit dem Jugendamt und durch einen Koordinierungskreis hergestellt. Eine detaillierte Beschreibung der Vernetzungsstrukturen findet sich im Unterpunkt Vernetzung.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderhauses planen für das Jahr 2008, die Prozessabläufe der Fallberatungen besser zu strukturieren, um den zeitlichen Aufwand effizienter gestalten zu können. Zudem muss die räumliche Situation überdacht werden. Am bisherigen Standort ist eine Ausweitung des Angebotes nicht mehr möglich.