
Kiezdetektive - Kinderbeteiligung für eine gesunde und zukunftsfähige Stadt
Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen
Friedrichshain-Kreuzberg als kleinster (20,2 km²) und am dichtesten besiedelter Bezirk Berlins mit knapp 245 000 Einwohnern, der geringsten Grünfläche je Einwohner von 7 m² (Treptow-Köpenick 388 m²) und den größten sozialen und gesundheitlichen Belastungen hat sich zum Ziel gesetzt, durch die Aktivitäten des Gesunde Städte-Netzwerkes, der Lokalen Agenda 21 und der Sozialen Stadtentwicklung, die Lebensqualität im Bezirk zu verbessern.
Trotz des niedrigsten Sozialindexes Berlins, höchster Arbeitslosenrate, zweithöchstem Anteil an Sozialhilfeempfängerinnen bzw. -empfängern und Migrantinnen bzw. Migranten, Wohnungen mit hoher Belegungsdichte und den daraus resultierenden Problemen verfügt der Bezirk über viele wertvolle Ressourcen. Hierzu zählen die reiche Projektelandschaft, die Vielfalt der Kulturen, das hohe Potenzial an Selbsthilfe, nachbarschaftliche Kiezstrukturen, gute Modelle von Stadtplanung und -entwicklung und eine lange Tradition der Bürgerbeteiligung.
Hier setzt auch das Projekt zur Kinderbeteiligung Kiezdetektive an. In enger Kooperation zwischen Gesunde Städte-Netzwerk und Lokaler Agenda 21 wurde 1999 begonnen, Kinder als Expert(inn)en in eigener Sache in Planungs- und Entscheidungsprozesse zur nachhaltigen gesunden Stadtentwicklung und -gestaltung einzubinden.
Kinder zwischen 6 und 14 Jahren erkunden als Kiezdetektive ihr Lebens- und Wohnumfeld, ermitteln Probleme, aber auch Schätze, dokumentieren diese in Form einer Ausstellung und präsentieren die Ergebnisse auf einer Kinderversammlung den verantwortlichen Politikerinnen und Politikern, die mit ihren Verwaltungen, freien Trägern und gemeinsam mit den Kindern aufgefordert sind, die Probleme zu bearbeiten. Nach ca. sechs Monaten werden auf einer Folgeversammlung die Umsetzungsergebnisse nachgefragt.
Die Kinderbeteiligung ist als langfristiges Projekt angelegt. Die Kiezerkundungen, die Kinderversammlung und die Ergebniskontrolle sollen als nachhaltige Planungs- und Kooperationsstruktur in bezirkliche Entscheidungsprozesse einbezogen werden.
In dem Projekt sollen Kinder befähigt werden, ihre Lebensumwelt selbstständig zu erforschen, sie zu verstehen und zu hinterfragen. Sie sollen lernen, dass es auch auf sie ankommt dass sie aktiv ihre Umwelt mitgestalten und verändern können (Empowerment, Ressourcenstärkung). Die Kinder werden an die Politik herangeführt und für gesundheits- und umweltbezogene Fragestellungen sensibilisiert. Sie erfahren dadurch, dass gesunde Wohnbedingungen und ein gesundes Wohnumfeld wichtige Voraussetzungen für das persönliche Wohlbefinden sind. Die Erkenntnis, selbst Einfluss zu nehmen und Veränderungen herbeiführen zu können, stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder und ihre Fähigkeit, eigenverantwortlich zu handeln. Das Projekt Kiezdetektive zielt somit auf das Erleben demokratischen Handelns ab und stellt demzufolge einen umfassenden Ansatz zur Gesundheitsförderung dar. Insbesondere in problembelasteten Stadtgebieten oft mit hohem Migrantenanteil können durch dieses Projekt Kinder erreicht sowie für gesundheitliche und soziale Belange aktiviert werden. Bisher waren ca. 600 Kinder aus Schulen, Kitas und Freizeiteinrichtungen an den Kiezerkundungen beteiligt.
Als Ergebnisse des Projekts konnten unter anderem konkrete Verbesserungsmaßnahmen im Setting Stadtteil erzielt werden. Dazu zählen die Instandsetzung von Spielplätzen, eine nutzerfreundliche Gestaltung von Freiflächen oder auch generationsübergreifende Nachbarschaftsaktivitäten.
In den Jahren 2014/2015 wurde ein Duchgang mit inklusiven Schulklassen durchgeführt. Inhaltlicher Schwerpunkt war das Thema Bewegung. Wo ist die Umgebung einladend, sich zu bewegen, wo ist es interessant, anregend und macht es Spaß? Aber auch, wo ist es öde, unwirtlich oder gar gefährlich? Ausgerüstet mit Fotoapparaten, Notizheften und Kiezdetektivausweisen, haben die Kinder Probleme und Schätze identifiziert.
Das Projekt erhielt im Juni 2000 den Gesunde-Städte-Preis der Bundesrepublik Deutschland und 2007 den Anerkennungspreis des Deutschen Präventionspreises.
Alexandra Gelbstein
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