Der Kurs „Gesund essen mit Freude“ wurde auf Initiative einer Schulsozialarbeiterin an einer Grundschule in einem sozialen Brennpunkt in Berlin durchgeführt. Die große Anzahl übergewichtiger Kinder veranlasste sie, sich mit dem Anliegen an Gesundheit Berlin zu wenden. Die Voraussetzungen für den Kurs wurden geschaffen und der BKK Bundesverband als Förderer des Modellprojekts gewonnen.
In Kooperation mit Lehrerinnen und Lehrern sowie Erzieherinnen und Erziehern der Schule wurde ein zehnwöchiger Kurs für Mütter zum Erlernen eines gesundheitsbewussten Ernährungsverhaltens durchgeführt. Im Rahmen von jeweils zweieinhalbstündigen Gruppengesprächen wurden Themen der gesunden Ernährung besprochen. In praktischen Einheiten wurden die Kenntnisse auf „heimische“ Rezepte angewendet. Bei der Realisierung des Angebots wurde dadurch der kulturelle Hintergrund der Familien besonders berücksichtigt. Dies soll die Integration der erworbenen Kenntnisse in den Alltag der Familien erleichtern.
Die teilnehmenden Mütter erhielten Gelegenheit, sich in der Gruppe mit ihren Alltagsgewohnheiten und Erfahrungen auseinander zu setzen. In einem partizipativen Ansatz wurden gemeinsam realistische Strategien für gesündere Ernährungsweisen entwickelt. Durch die Berücksichtigung kulturbedingter Ernährungsgewohnheiten konnte den Teilnehmerinnen die Integration der Kenntnisse in den Alltag der Familien erleichtert werden.
Ein zentrales Ziel des Kurses war es, den Kindern auch über das Elternhaus ein gesundheitsbewusstes Ernährungsverhalten zu vermitteln. Auch sollten die Voraussetzungen verbessert werden, die für die Schaffung eines gesundheitsfördernden Umfelds in der Schule wichtig sind. Diese Bemühungen sollten im Einklang mit den kulturell geprägten Alltagsgewohnheiten der Familien stehen. Der Kurs wurde in enger Kooperation mit der Schule durchgeführt.
Der Kurs orientierte sich am prioritären Handlungsfeld der gesunden Ernährung und sollte Eltern motivieren, das im Kurs erworbene Wissen selbstständig anzuwenden und fortzuführen.
Insbesondere sollten
- gesundes Ernährungswissen und praktische Anwendung des Erlernten vermittelt werden,
- Gesundheitsverhalten wahrgenommen, verändert und stabilisiert werden,
- den Eltern und Kindern mit der Vermittlung gesunden Ernährungsverhaltens eine realistische und attraktive Gesundheitsalternative im Alltag eröffnet werden,
- das Verantwortungsbewusstsein der Eltern für ihre Gesundheit und die ihrer Kinder gefördert werden,
- die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule verbessert und damit Prozesse zur Schaffung gesundheitsfördernder Rahmenbedingungen im Setting Schule erleichtert werden,
- den Eltern eine Möglichkeit zur partizipativen Teilnahme an gesundheitsfördernden Aktivitäten der Schule eröffnet werden.
Durch die Verknüpfung der Settings Familie und Schule wurde auf eine nachhaltige Integration gesundheitsfördernden Verhaltens gezielt.
Der interkulturelle Kurs ging auf folgende Inhalte ein:
- Schulung zur gesunden und ausgewogenen Ernährung,
- Identifikation von günstigen und ungünstigen Ernährungsverhalten und Ernährungsgewohnheiten,
- gesunde und ausgewogene Ernährung von Kindern,
- Strategien zur Bewältigung von Alltagsproblemen im Zusammenhang mit der Ernährung des Kindes,
- Erkennen von Ess-Störungen und Möglichkeiten der Vorbeugung bzw. Hilfestrukturen.
Durch die Kooperation mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Schule und Nutzung bzw. Förderung der sozialen Kontakte an der Schule wurde eine Intervention im Setting verfolgt. Erfahrungen und Potenziale der Familie sollten für die Gestaltung einer gesundheitsförderlichen Umwelt in der Schule erschlossen werden. Neben dieser Verhältnisorientierung wurde durch Gruppengespräche sowie durch Informationen und Erläuterungen der Kursleiterin die Förderung des individuellen gesundheitsbewussten Verhaltens verfolgt. Die erworbenen Kenntnisse wurden unmittelbar in praktischen Kochübungen umgesetzt.
Die Teilnehmerinnen wurden über die Risiken falscher Ernährung, insbesondere für die Entwicklung von Kindern, informiert. Die Essgewohnheiten und das Ernährungsverhalten in der Familie wurden im Gruppengespräch überprüft und Bewältigungsstrategien für problematische Alltagssituationen entwickelt.
Der Kurs wurde von einer ausgebildeten Fachkraft (Ökotrophologin) durchgeführt. Sie hat das Kurskonzept gemeinsam mit türkischen Migrantinnen entwickelt und im Rahmen des Kurses ein Kiezkochbuch erstellt. Diese Erfahrungen und Kenntnisse ermöglichten ihr die zielgruppengerechte Umsetzung der kultursensiblen Koch- und Ernährungskurse. Die Teilnahme und die Durchführung der Gruppengespräche wurden dokumentiert.
Die Teilnehmerinnen erhielten das Kiezkochbuch und weiterführende Kursunterlagen zur Verfügung gestellt. Der Erfolg des Kurses wurde in einer abschließenden Befragung der Teilnehmerinnen evaluiert.