MINIFIT arbeitet im Setting „Kindergarten“. Durch die Angebote profitieren alle teilnehmenden Kinder, auch sozial und wirtschaftlich benachteiligte. Bei der Planung und Umsetzung der Angebote werden die Bedürfnisse dieser Zielgruppe besonders beachtet. So werden zum Beispiel im Bereich Bewegungsförderung integrative Spiele und Wut-weg-Spiele für die soziale Kompetenz angeboten. Insbesondere Migrantenkinder profitieren von der Ausstattung mit Bewegungsgeräten und Angeboten von Kindergärten, da sie in ihrer Freizeit häufig einen bewegungsarmen Lebensstil führen. Auch im Themenfeld „gesunde Ernährung“ wird bei der Angebotsgestaltung auf die Bedürfnisse wirtschaftlich und sozial benachteiligter Kinder Rücksicht genommen. Bei allen Modulen werden bei Bedarf Dolmetscher bzw. Dolmetscherinnen mit einbezogen, um nicht deutschsprachige Eltern zu erreichen. Zudem werden Gesundheitsbroschüren in verschiedenen Fremdsprachen für die Kindertageseinrichtungen organisiert oder in Angebote mit Elternteilnahme integriert und verteilt.
Ein besonderes MINIFIT-Angebot, um sozial benachteiligte, schwer erreichbare und nicht deutschsprachige Eltern für das Thema Gesundheitsförderung zu gewinnen, sind Kleingruppengespräche. Eine Erzieherin oder ein Erzieher organisiert gemeinsam mithilfe einer Mutter/eines Vaters das Kleingruppengespräch mit ca. sechs Personen. Orte der Durchführung können die Wohnung einer Familie (wenn die Bereitschaft vorhanden ist), ein Lokal, die Kindertageseinrichtung oder ein jeweils geeigneter Raum sein. Die Erzieherin oder der Erzieher begleitet das Kleingruppengespräch und regt bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen gemeinsamen Erfahrungsaustausch an. Es werden zielgruppenorientiert gesundheitsfördernde Themen wie Ernährungsfragen und Bewegungsanregungen integriert und gemeinsam Zukunftspläne entwickelt. Ein Dolmetscher bzw. eine Dolmetscherin begleitet auch hier bei nicht deutschsprachigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Angebot. Die methodische Vorgehensweise ist lediglich ein Vorschlag; eigene Ideen der Erzieherinnen und Erzieher können eingebracht werden. Bei Bedarf unterstützt das Netzwerk die Planung und Umsetzung. Während der Phase des Modellvorhabens erhalten die sozialpädagogischen Fachkräfte eine finanzielle Entschädigung für den Mehraufwand. Bisher haben sich die Kleingruppengespräche bewährt. Setzt sich dies fort, sollen sie zum festen Bestandteil der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Fachkräften und sozial/materiell benachteiligten, schwer erreichbaren und nicht deutschsprachigen Eltern gehören.
Statt eines starren Konzepts mit bereits festgelegten Inhalten berücksichtigt MINIFIT die individuellen Voraussetzungen und sehr unterschiedlichen Ausgangslagen der Kindertageseinrichtungen, das soziale Umfeld und den kulturellen Hintergrund der Kinder.
Einige Einrichtungen sind im Bereich Gesundheitsförderung bereits sehr gut aufgestellt, andere haben noch erheblichen Unterstützungsbedarf. Deshalb wurde ein bedarfsorientierter und ganzheitlicher Ansatz mit flexiblen Angeboten gewählt, der die Einrichtungen in die Ist-Analyse, Planung, Umsetzung und Reflexion aktiv mit einbezieht. Die einzelnen Angebote sind modular aufgebaut und berücksichtigen die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Einrichtungen. Nur so kann aus Sicht des Netzwerks gewährleistet werden, dass trotz steigender Anforderungen an Kindergärten und Kindertagesstätten das Engagement zur nachhaltigen Implementierung der Gesundheitsförderung bestehen bleibt und die Einrichtungen an MINIFIT teilnehmen.
Die Angebote des Netzwerks gliedern sich in die fünf Themenfelder:
- Bewegungsförderung,
- gesunde Ernährung,
- Elterninformation,
- Verkehrserziehung,
- Gesundheitsförderung der Erzieherinnen bzw. Erzieher.
Die einzelnen Angebote in den Themenfeldern sind modular aufgebaut, das heißt einzelne Bausteine können gemäß dem jeweiligen Bedarf der Einrichtung angeboten und durchgeführt werden. Dabei werden bei der Planung und Umsetzung der Module die unterschiedlichen Bedürfnisse, die Voraussetzungen der Einrichtungen und die Zielgruppe besonders berücksichtigt, das heißt, die Moduldurchführung und deren Inhalte können im Einzelfall variieren. Die Module können von den Einrichtungen auch wiederholt in Anspruch genommen werden.
Die vier Angebotsmodule im Themenfeld „Bewegungsförderung“ zielen darauf, dass Kinder Bewegung intensiv erleben können und zur Bewegung auf natürlichem Wege motiviert werden. Im Modul „Betreuung der Tageseinrichtungen für Kinder“ integrieren zum Beispiel die Erzieherinnen und Erzieher Bewegung in den Alltag der Kindertageseinrichtungen, um die Aktivität der Kinder zu fördern. In Absprache mit der jeweiligen Einrichtung wird die Modularbeit bei Bedarf auch den Eltern vorgestellt. Eltern sollen so für die wichtige tägliche Bewegungszeit sensibilisiert werden. Ein Dolmetscher bzw. eine Dolmetscherin begleitet bei nicht deutschsprechenden Eltern die Vorstellung des Moduls. Im Modul „Fortbildung – Bewegungs-, Spiel- und Sporterziehung“ geben methodisch aufbereitete vielfältige Spiel- und Übungsformen den Erzieherinnen und Erziehern Impulse und Anregungen, wie sie eine gesunde Körper- und Bewegungserziehung zur kindgemäßen Entwicklung des Lernens und des Intellekts sowie zum altersgemäßen psychosozialen Wohlfühlen und Verhalten umsetzen können.
Die Angebotsmodule des Themenfeldes „gesunde Ernährung“ sollen den Erzieherinnen, Erziehern und Eltern Möglichkeiten aufzeigen, wie gesunde Kinderernährung erfolgreich umgesetzt werden kann und welche Bedeutung sie hat. Im Modul „Fachfrauen für Kinderernährung“ zum Beispiel besuchen diese, im Auftrag des Ernährungszentrums Mittlerer Neckar, die teilnehmenden Einrichtungen. Es sind pro Einrichtung zwei Besuche (je ca. 2 Stunden) und eine Elternaktion vorgesehen. Weitere Besuche sind in Absprache möglich. Sie führen mit den Kindern spielerisch verschiedene Ernährungsthemen durch, bereiten gemeinsam Speisen zu und beraten die Erzieherinnen und Erzieher zur Ernährungserziehung und bei individuellen Fragen. Gleichzeitig sensibilisieren Sie die Eltern für dieses wichtige Thema in praxisnaher Form. Ein Dolmetscher bzw. eine Dolmetscherin begleitet bei nicht deutschsprechenden Eltern die Elternaktion.
Eine wirklich effiziente und effektive Gesundheitserziehung und -förderung in Tageseinrichtungen für Kinder ist nur mit entsprechender Einbindung der Eltern möglich (Themenfeld „Elterninformation und -beratung“). Zentral hierfür ist, die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten über den Entwicklungsstatus und die Entwicklungsschritte (nicht nur im Bereich Gesundheitserziehung) ihres Kindes stets auf dem Laufenden zu halten, sie so weit wie möglich in den Alltag der Einrichtung einzubinden und als Partnerinnen und Partner im (Gesundheits-)Erziehungsprozess zu behandeln und anzuerkennen. In unserer Gesellschaft existiert eine Vielzahl von verschiedenen Familienwirklichkeiten und -formen.
Einen großen Einfluss haben dabei zum Beispiel kulturelle und ökonomische Bedingungen. Daher sollten sich pädagogische Fachkräfte eingehend mit diesen unterschiedlichen Lebensbedingungen der Kinder auseinandersetzen, damit ein echtes Ein- und auch Zugehen auf das einzelne Kind möglich wird. Im Modul „Elternabende und -aktionen“ werden die Organisation und Durchführung von Elternabenden und Aktionen zur Gesundheitsförderung unterstützt, indem beispielsweise Fachexperten bzw. -expertinnen und Dolmetscher bzw. Dolmetscherinnen vermittelt werden. Im Modul „Kleingruppengespräche“ erhalten sozial/materiell benachteiligte, schwer erreichbare und nicht deutschsprachige Eltern gezielte Informationen zur gesunden Entwicklung ihrer Kinder. Sie werden motiviert, aktiv am Entwicklungsprozess ihrer Kinder teilzunehmen.
Mobilität von Vorschulkindern bedeutet heute oft, dass viele Wege mit dem Auto zurückgelegt werden. Dies beginnt mit dem Kindergartenweg und setzt sich am Nachmittag mit dem Transport zu Sport- und Musikveranstaltungen fort. Der enge Zeitplan kann nach Einschätzung der Eltern oft nur mit dem Auto bewältigt werden. Die Folge ist eine sogenannte „Verinselung“ der Kinder. Sie lernen ihre nächste Umgebung nicht mehr kennen, sondern nur einzelne „Aktionspunkte“. Viele Kinder sind dadurch zum Schulanfang Verkehrsanfänger. Sie haben Wegstrecken zuvor nie oder selten zu Fuß zurückgelegt. Um diesen Trend zu stoppen, bietet die Verkehrspolizei Ludwigsburg drei Module zum Themenfeld „Verkehrserziehung“ an. Im Modul „Lerngang zur Mobilitätserziehung“ trainieren die Kinder in spielerischer Form, wenn möglich zusammen mit ihren Eltern (Modul 2), das Umsetzen verkehrsgerechter Verhaltensweisen. Im Modul „Verkehrserziehung/Mobilität – ErzieherInnenfortbildung“ erhalten Erzieherinnen und Erzieher aktuelles Fachwissen für die Umsetzung der Verkehrs- und Mobilitätserziehung im Kindergartenalltag.
Das Themenfeld „Gesundheitsförderung der Erzieherinnen und Erzieher“ berücksichtigt die Funktion der Erzieherinnen und Erzieher als Bindeglied zwischen den Kindern, den Eltern und der Gesellschaft. Es gilt, sie zu stärken, da sie Vorbildfunktion für die Kinder wahrnehmen und in entscheidendem Maße auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder einwirken. Hier sollte Unterstützung gegeben werden, die sie – die Erzieherinnen und Erzieher – in den Mittelpunkt stellt und an ihren Bedürfnissen ansetzt. Erzieherinnen und Erzieher nennen in zunehmendem Maße Stress als größten Belastungsfaktor. Gestiegene Anforderungen führen häufig zu psychischen Belastungen, die oftmals mit gesundheitlichen Folgen einhergehen. Das Modul „Stressprävention“ will an diesem Punkt ansetzen und zur Stärkung und Förderung der Gesundheit der Erzieherinnen und Erzieher beitragen.