Die ELTERN-AGs sind Arbeitsgruppen, bestehend aus „Randgruppen-Eltern“, das heißt, Eltern mit geringer schulischer oder beruflicher Bildung, eingewanderte Eltern aus einem Land mit schwierigen sozioökonomischen und/oder politischen Verhältnissen, Eltern mit niedrigem Einkommen oder Langzeitarbeitslosigkeit oder Eltern, die von einer schwerwiegenden körperlichen oder seelischen Beeinträchtigung betroffen sind. Die ELTERN-AG ist eine Kombination von Selbsthilfe und Beratung, das heißt, Eltern berichten aus ihrem Alltag mit den Kindern und lassen sich von anderen Eltern sowie vom Mentor bzw. einer Mentorin beraten. Die AGs werden in den Stadtteilen und Regionen aufgebaut und durch Mentoren/Mentorinnen durchgeführt. Bei ihnen handelt es sich in der Regel um Diplom-Sozialpädagogen und -pädagoginnen, Gesundheitswirte bzw. -wirtinnen und Psychologen bzw. Psychologinnen, die an der Magdeburger Akademie eine mehrmonatige Zusatzausbildung mit einem Zertifikat abgeschlossen haben. Der Aufbau ist in drei Phasen untergliedert: Vorlaufphase, Initialphase und Konsolidierungsphase.
In der Vorlaufphase werben die Mentoren und Mentorinnen die Eltern und stellen die Elterngruppen zusammen. Dafür werden die Stadtteile, in denen ein oder mehrere neue Elternkurse entstehen sollen, von den Mentoren und Mentorinnen vor Ort besichtigt, das heißt, die Mentoren suchen Kindertagesstätten, Kinderarztpraxen etc. auf und fragen dort nach, wie und wo sie mögliche Interessenten und Interessentinnen am besten ansprechen können, suchen geeignete Räumlichkeiten und organisieren die Kinderbetreuung, die den teilnehmenden Eltern angeboten werden soll. Danach nehmen sie mit den Eltern vor Ort, also etwa im Supermarkt oder auf dem Spielplatz, Kontakt auf und informieren über das Projekt. Während des persönlichen Gespräches werden die Eltern eingeladen, an einer ELTERN-AG teilzunehmen. Die Anmeldung erfolgt ebenfalls über das Mentorenteam. Diese setzen dann auch die Gruppen zusammen und bestimmen die Teilnehmerzahl. Dabei wird darauf geachtet, dass die Teilnehmeranzahl bei maximal zehn Erwachsenen, Paare eingerechnet, liegt und der Treffpunkt sich im Wohnumfeld befindet.
In der Initialphase werden die ersten zehn Sitzungen durchgeführt. Sie teilt sich in einen Wissensvermittlungsteil („Schlaue Eltern“), in einen Entspannungsteil („Relax“) und in einen Diskussionsteil individueller Erziehungsfragen („Mein aufregender Elternalltag“). In dem Wissensvermittlungsteil wird auf Erziehungsregeln eingegangen wie den Verzicht auf Gewalt, das Setzen von Grenzen etc. Im Entspannungsteil werden den Eltern verschiedene Möglichkeiten der Entspannung im Alltag aufgezeigt; im Diskussionsteil wird gemeinsam mit den Eltern nach Möglichkeiten gesucht, mit dem Verhalten der Kinder richtig umgehen zu können, das heißt, das Verstärken des erwünschten bzw. das Ignorieren des unerwünschten Verhaltens der Kinder. Die Mentorinnen und Mentoren übernehmen dabei die Rolle von Begleiterinnen bzw. Begleitern und Beraterinnen bzw. Beratern auf gleicher Augenhöhe, die den Austausch zwischen den Eltern anregen.
Dann erfolgt die Konsolidierungsphase mit ebenfalls zehn Sitzungen. Inhaltlich werden die Diskussionen der ersten Sitzungen fortgeführt, allerdings mit dem Unterschied, dass nun die Teilnehmenden zunehmend mehr Verantwortung für die Gestaltung der Treffen übernehmen. Damit soll ein zentrales Anliegen des Projekts praktisch umgesetzt werden: die Eltern sollen lernen, sich gegenseitig weiterzuhelfen und sich dadurch als Expertinnen bzw. Experten des eigenen Alltags zu erleben. Nach den 20 Sitzungen hält das Mentorenpersonal zwar eine Patenschaft ihrer AG, nimmt an den weiteren Treffen aber nur noch sporadisch teil. Die Anzahl der weiteren Treffen wird von der Gruppe selbst festgelegt und ist von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich.