Ein breites Bündnis, das sich aus der Stadtteilkonferenz, dem Stadtplanungsamt, Wohnungsunternehmen, Sozial- und Kultureinrichtungen des Quartiers sowie einem externen Büro für Stadtplanung, plan-werkStadt – büro für stadtplanung & beratung zusammensetzte, vereinbarte zunächst ein Vorgehen und einen Projektverlauf und schuf eine Steuerungsgruppe, die alle Entscheidungen und Weichenstellungen diskutierte und plante. Zu Projektbeginn traf sich die Gruppe in etwa zweiwöchigem Rhythmus, später in größeren Abständen. Tagungsort war in der Regel die im Quartier verankerte Einrichtung „Die Wohnung“. Das Förderwerk Bremerhaven beauftragte das Büro plan-werkStadt mit der Prozessbegleitung (Konkretisierung des Konzeptes, Exkursionsorganisation, Mitwirkung an der Öffentlichkeitsarbeit, Organisation und Zuarbeit für die Steuerungsgruppe, fachliche Moderation, Auswertung des Beteiligungsverfahrens, Erstellung der Planentwürfe, Begleitung der Umsetzungsphase, abschließende Berichterstattung, Herausarbeiten von Übertragungsmöglichkeiten). Handlungsfelder des Projektes sind:
- bewegungs- und gesundheitsfördernde, sozialraumorientierte Freiraumgestaltung im Wohnumfeld,
- Qualifizierung und Beschäftigung arbeitsloser Bewohnerinnen und Bewohner,
- Beteiligung der Bewohnerschaft,
- Begegnung der Generationen und Kulturen.
Schließlich einigte sich die Steuerungsgruppe auf den zentralen Marktplatz als Ort der ersten Station des Denk-Sport-Spiel-Parcours. In einem weiteren Schritt folgte der Aufbau einer Station bei Anderland, einer Tagespflege- und Wohngemeinschaft für an Demenz erkrankte Mieterinnen und Mieter. Beide Stationen sind durch eine nutzerorientierte Freiraumgestaltung gekennzeichnet, die auch von der interkulturellen Vielfalt lebt.
Wesentlich bei der Planung und Umsetzung des Projektes war die intensive Bürgerbeteiligung. Als erster Baustein der Beteiligung fand Anfang April 2009 eine nichtrepräsentative, aufsuchende Befragung der Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers in ihrer Wohnung statt. Ziel war es, ihr bisheriges Freizeitverhalten, die Bewertung ihres Wohnumfeldes sowie ihre Wünsche und Anregungen an die Freiraumqualitäten in ihrem Quartier von Beginn an in die Planung einzubeziehen. Kurz danach folgte die erste Planungswerkstatt im Gebäude der AWO-Einrichtung „Süderdeel“ im Quartier. Ein Diskurs anhand von Fotos, Karten, Luftbildern und Beispielgestaltungen ergab mögliche weitere Stationen des Parcours und ließ Wünsche an Freizeit- und Bewegungsmöglichkeiten sowie Anregungen zu Spielgeräten und Materialien erkennen. Diese Ergebnisse wurden in Form einer Ideenbörse in den weiteren Prozess eingespeist. Hinzu kamen Workshops mit Jugendlichen und gemeinsame Exkursionen zur Weiterbildung und zum Kennenlernen guter Beispiele für die Gestaltung der Stationen des Parcours. Dieser Methodenmix ermöglichte es, alle Bevölkerungsgruppen des Quartiers anzusprechen und die Angebote auch tatsächlich alters- und nationalitätenübergreifend zu gestalten.
Parallel zu den Beteiligungsbausteinen entstanden Planungsvorschläge, die während eines Modelltags vorgestellt wurden. Dafür bauten die Beschäftigten des Förderwerks die Gestaltungselemente im Maßstab 1:1 nach und platzierten diese als Testkulisse. Alle Elemente waren beweglich, sodass sie während des Festes erprobt und auch verändert werden konnten.
Anschließend setzte der Beschäftigungsträger in seinen Werkstätten die konkretisierte Planung zeitnah um. Im Ergebnis ist eine sozialraumorientierte Freiraumgestaltung entstanden, die die Quartiersbevölkerung dazu anregt, Plätze mit internationalen Brettspielen, Gesprächsecken und Sitzbänken, Spiel- und Fitnessgeräten, Denk- und Rätselspielen zu nutzen, sich zu bewegen und die Identifikation mit ihrem Wohnumfeld zu erhöhen.
Im Sommer 2010 wurden die ersten beiden Stationen des Projekts der Öffentlichkeit übergeben. Insbesondere ist es gelungen, den zentral gelegenen Marktplatz durch vielfältige Aktivitäten wie Flohmärkte und Feste wieder als Treffpunkt im Quartier auszubauen. Den Bewohnerinnen und Bewohnern waren Sitzmöglichkeiten auf dem Marktplatz, die zum Verweilen und Ausruhen einladen, besonders wichtig. Zwischen den Bänken wurden internationale Brettspiele montiert. Weitere Attraktionen des Marktplatzes sind Spielwände mit verschiedenen Aktionselementen wie einem Schiebespiel, einem Labyrinth und einem Einlochspiel. Die „Anderland-Fläche“ wird bislang vor allem von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Tagespflege- und Wohngemeinschaft sowie den Gästen des Hauses sehr intensiv und kreativ genutzt. Auch ihnen lag viel daran, dass neben Spiel- und Bewegungsangeboten Sitzmöglichkeiten eingerichtet werden. Entstanden sind ein begehbares Bodenlabyrinth, Trainingsgeräte, kleine Spielflächen sowie Sitzecken und Bänke. Demnächst soll hier eine Wohngemeinschaft für junge Mütter ihr Zuhause finden, dann dürfte die Fläche auch zu einem generationenübergreifend genutzten Raum werden.