Der Internationale Bund (IB) ist ein freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit mit Sitz in Frankfurt am Main. Deutschlandweit bietet der IB in rund 700 Einrichtungen Angebote im Sozial- und Bildungsbereich an.
Ein Schwerpunkt der Arbeit des IB ist die berufliche Bildung für Jugendliche. In derzeit 38 Bildungszentren mit 90 Außenstellen werden Jugendliche entweder auf einen Beruf vorbereitet, absolvieren eine Berufsausbildung oder erhalten ein Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebot. Die Zielgruppe des Programms wird durch die gesetzliche Grundlage der Förderung definiert, in deren Rahmen eine Betreuung im Berufsbildungszentrum ermöglicht wird: Die Agenturen für Arbeit fördern Jugendliche nach Sozialgesetzbuch (SGB) III/Benachteiligtenförderung. Weiterhin erhalten Jugendliche mit Behinderungen (Lernbehinderung, psychische Beeinträchtigung, körperliche Behinderung) Unterstützung zur Erlangung eines Berufsabschlusses durch die Agenturen im Rahmen von Rehabilitation nach SGB IX. Darüber hinaus werden Jugendliche im Rahmen des SGB II (Hartz IV) gefördert. Finanziert werden sowohl Ausbildung als auch Beschäftigung und Qualifizierung im Rahmen des Trägers. Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Gesundheitsprogramm BodyGuard sind daher ausschließlich junge Menschen in schwierigen sozialen Lebenslagen.
Für diese Zielgruppe belegen Daten des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys des Robert Koch-Institutes (KIGGS 2007) einen häufig schlechten Gesundheitszustand und gesundheitsgefährdendes Verhalten: 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig (davon 6,3 Prozent adipös), wobei das höchste Risiko für Übergewicht und Adipositas bei Kindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus, insbesondere bei denjenigen mit Migrationshintergrund besteht. 23,3 Prozent der sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen zeigen Hinweise auf psychische Probleme. 28,9 Prozent der elf- bis 17-jährigen Mädchen zeigen Symptome von Essstörungen.
Die oben beschriebene Zielgruppe wird in der Regel von herkömmlichen Gesundheitsförderungsangeboten nicht erreicht. Vor allem sozial benachteiligte Jugendliche sind meist nicht Mitglied in Sportvereinen, besuchen keine freien Kursangebote und häufig fehlt ihnen auch das Wissen über eine gesunde Lebensweise, da dies im sozialen Umfeld der Jugendlichen überwiegend nicht vorgelebt wird. Es existieren darüber hinaus kaum Programme zur Gesundheitsförderung, die sich an diese Gruppe wenden. Diese veränderungswürdige Situation nahm der IB zum Anlass, im Jahr 2006 sein Gesundheitsprogramm BodyGuard für Jugendliche aufzulegen.
Die dreijährige Modellphase von BodyGuard wurde maßgeblich von der Aktion Mensch gefördert. In diesem Zeitraum wurde das Rahmenkonzept des gesundheitsfördernden Programms für sozial benachteiligte Jugendliche mit verhaltenspräventiven Angeboten im Setting Berufsbildungszentrum an zehn Modellstandorten entwickelt, erprobt und implementiert. Ziel der Modellphase war es, zunächst Arbeitsansätze in der gesundheitsbezogenen Arbeit mit sozial benachteiligten Jugendlichen herauszuarbeiten und diese erfolgreichen Ansätze in Form von Standards und einem Arbeitshilfebuch weiter zu verbreiten. Damit wird der Transfer vom Modellprojekt zum Regelangebot in Einrichtungen des Internationalen Bundes gewährleistet. Als bundesweit tätiger Verband verfügt der IB über interne Kommunikationsstrukturen und Verfahren, die es ermöglichen, die Erfahrungen des Modellprojekts zu verbreiten und die Übertragung auf weitere Einrichtungen voranzutreiben. Seit 2009 wird das Programm an allen beteiligten Standorten fortgeführt.
Als besondere Ressource des Programms ist der gute Zugang zur Zielgruppe zu nennen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Berufsbildungszentren stellen feste Bezugspersonen für die Jugendlichen dar, zu denen ein enger und guter Kontakt besteht. Dies bestätigt auch die Befragung von an BodyGuard teilnehmenden Jugendlichen im Rahmen der Evaluation. Die Jugendlichen besuchen die Einrichtungen des IB bis zu drei Jahre. Daher ist es möglich, systematisch und kontinuierlich mit ihnen zu arbeiten. Auch trägt die Möglichkeit, die Angebote im Rahmen des Programms gemeinsam mit der Bezugsgruppe (z.B. Freunden) wahrzunehmen, zur besseren Erreichbarkeit der Zielgruppe bei. Eine weitere Ressource stellt im Hinblick auf den Ernährungsteil des Programms die Qualifikation der Ausbilderinnen und Ausbilder des Hauswirtschaftsbereichs dar, den es in vielen Einrichtungen gibt. Weiterhin kann zum Teil auf bereits vorhandene Zusatzqualifikationen von Pädagoginnen und Pädagogen im Bereich Entspannung und Erlebnispädagogik zurückgegriffen werden. Besonderes Augenmerk wurde bei der Programmentwicklung auf die Möglichkeit zur flexiblen Anpassung der Inhalte an individuell gegebene Rahmenbedingungen der Einrichtungen gelegt. So werden unter anderem die jeweiligen Interessen der Jugendlichen berücksichtigt. In diesem Zusammenhang erwies sich die damit häufig verbundene Beibehaltung geschlechterbezogener traditioneller Muster bei der Angebotswahl als Herausforderung. Entsprechend versuchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt zum Beispiel Männer für den hauswirtschaftlichen Bereich zu interessieren.